Die vom Aussterben bedrohte Bachmuschel galt im Landkreis Ebersberg als verschollen. Eine historische Besiedlung der Bachmuschel ist aus Schalenfunden in der Attel und einigen Seitenbächen bekannt. Kartierungen aus den letzten 15 Jahren ergaben jedoch keine Lebendfunde der Bachmuschel mehr.
Die Attel besitzt nach Fauna-Flora-Habitat-Managementplan und Einschätzung der Fischerei-Fachberatung Oberbayern ein hohes Lebensraumpotenzial. Eine Befischung im Juni 2023 durch die Fischereifachberatung ergab einen erfreulichen Bestand an geeigneten Wirtsfischen, vor allem an Nase, Hasel und Aitel.
Bei einer Begehung im Juli 2023 mit der Biologin Sarah Egg, der Fischereifachberatung Oberbayern, dem Kreisfischereiverein und dem LPV wurden die ersten Lebendnachweise der Bachmuschel im Landkreis Ebersberg seit knapp zwei Jahrzehnten erbracht.
Kartierung anhand Wasserproben-Untersuchungen
Um weitere potentielle Besiedlungsflächen zu identifizieren, wurden von Dr. Bernhard Stoeckle (Fachbüro mobiona) Wasserproben an insgesamt 27 Probestellen in der Attel und deren Nebenbächen genommen und auf Bachmuschel-DNA untersucht. An mehreren Probenahmepunkten waren eindeutig positive Bachmuschel-DNA Signale festzustellen.
Diese wurden anschließend von Benedikt Beck über eine klassische Kartierung verifiziert. Damit steht fest, dass im Landkreis Ebersberg in der Attel, der Ebrach und im Zellbach – wenn auch in geringer Zahl – Bachmuscheln noch vorkommen.
Halbnatürliche Vermehrung zur Bestandsstützung
In der Attel führte der LPV in Zusammenarbeit mit dem Kreisfischereiverein und der Fachberatung für Fischerei Oberbayern eine Stützungsmaßnahme mittels halbnatürlicher Nachzucht durch.
Hierfür wurden trächtige Muscheln entnommen und deren Muschellarven (Glochidien) gewonnen. Die Glochidien wurden dann mit Wirtsfischen, die für die Reproduktion obligatorisch sind, zusammengebracht und an geeigneten Stellen in die Attel zurückgeführt.
Hintergrund der Maßnahme ist, dass die Glochidien eine Umwandlung zur Muschel nur an spezifischen Wirtsfischen vollziehen können, in dem sie sich an Kiemen heften und dort einen Teil ihrer Entwicklung durchlaufen. In den kommenden Jahren sollen weitere Stützungsmaßnahmen durchgeführt und die Lebensräume der Bachmuschel verbessert werden.
Förderer
Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds und der Glücksspirale.